Grubenkatastrophe auf zeche Radbod

12. November 1908. Als gegen 4.20 Uhr morgens eine Schlagwetterexplosion die Untertageanlagen der Zeche Radbod bei Hamm in Brand setzt, befinden sich etwa 400 Bergleute in der Grube. Die meisten von ihnen sind mit Reparaturarbeiten in den Querschlägen der zweiten und dritten Sohle in 772 bzw. 850 m Tiefe beschäftigt. Nur wenigen Bergleuten gelingt es, vor den giftigen Nachschwaden der Detonation zu flüchten und die rettenden Förderkörbe zu erreichen, bevor das Feuer jeden weiteren Fluchtweg unpassierbar macht.
Einige Minuten nach der Explosion verständigt der Schachtsteiger Heinrich Niesel telefonisch Gustav Berg, den Betriebsführer der Nachtschicht: "Der diensttuende Beamte teilte mir mit, dass in der Grube etwas Furchtbares passiert sein müsse; denn die Verschlussdeckel des Ausziehschachtes II seien plötzlich hochgeschleudert worden, und ein dicker, schwarzer Schwaden
dränge unaufhörlich heraus." Nachdem Zerstörungen am Förderschacht so weit beseitigt worden sind, dass Rettungsmannschaften gefahrlos einfahren können, kommen gegen 6.30 Uhr die ersten Rettungstrupps in die zweite und dritte Sohle. Den Rettern bietet sich ein Bild des Grauens: Über Berge von Leichen
und Schwerverletzten dringen sie in die brennende Grube vor. Giftige Gase erschweren den Vormarsch. Da die Brände unter Tage einen Großteil der Betriebsanlagen der Zeche zu zerstören drohen und gegen Abend kaum Aussicht besteht, noch Überlebende zu bergen, ordnet die Grubenleitung die Flutung der Untertageanlagen an. Gleichzeitig werden die Schachtdeckel verschlossen und der Lüftungsventilator abgestellt, um das Feuer zu ersticken;
sämtliche Rettungsarbeiten werden eingestellt.
Bei dem Unglück finden 348 Bergleute den Tod. Da die Bergbehörde vermutet, dass eine defekte Benzinsicherheitslampe die Explosion verursacht hat, werden auf Radbod als erster Revierzeche elektrische Sicherheitslampen vorgeschrieben